Reisebericht


Bali auf Harleys


Veröffentlicht am 31.07.2007 von Dagmar Kluthe in der Kategorie Asien.
Schlagworte: Blumen, Motorrad, Strand, Tempel, Vulkan.


BALI-H_1 David liebt seine Harley-Davidson. Den dumpfen satten Sound der Maschine, die
sanft schnurrenden Pferdestärken. Das Motorrad strahlt Noblesse aus, eine
vornehme Zurückhaltung, die aber auch Temperament zeigen kann. Wenn mehr
Tempo gefordert wird, klingt das Motorengeräusch ein wenig aggressiver, aber es
bleibt immer diese souveräne Gelassenheit. Obendrauf sitzt man wie in einem
feinem Ledersessel, spürt die Kraft zwischen den Beinen.
Vier Harleys stehen vor dem Hotel Ritz-Carlton in Jimbaran Bay, einem der feinen
Badeorte im Süden der Insel Bali. David und seine Frau Jill, Peter und Diane, David
II. und seine Frau Ayu, Jimmy und ich wollen ein wenig die Insel auf dem Motorrad
erkunden. Seit etlichen Jahren gibt es einen Harley-Davidson-Club auf Bali, es ist der
Zeitvertreib von Expats, von Australiern, Amerikanern und ganz wenigen Balinesen.
Als elegante Ungetüme in blinkendem Metall bewegen sie sich inmitten eines
unaufhörlichen Stroms der einheimischen Mopeds. Ein feines Blubbern gegen
nerviges Geknatter der Zweitakter. Denn im alltäglichen Verkehr spürt man wenig
von der sprichwörtlichen Sanftmut der Balinesen. Auf den Straßen wird um jeden
Zentimeter Weiterkommen gerungen, ein riskantes Vorbeidrücken an überladenen
Lastwagen, an dieselschnaubenden Busen und an den kleinen Fuhrwerken, die von
mageren Pferdchen gezogen werden. Kaum haben wir das Areal der großen Hotels
wie Ritz-Carlton und Fourseasons verlassen, wartet balinesisches Verkehrchaos,
dessen Regeln sich dem Besucher auch nach mehreren Tagen nicht erschließen.
Überholt wird von links und rechts, und Vorfahrt hat eigentlich jeder. Ich bin der
Sozius von Jimmy und fühle mich hinter seinem Rücken sehr sicher. Jimmy stammt
aus der Hauptstadt Denpasar und kurvt sehr entspannt durch dieses Durcheinander.
Es ist erst sieben Uhr morgens, noch ist die Luft klar, der oftmals tropisch graue
Himmel hat noch viele blaue Lücken. Menschengewirr auf dem Markt von Jimbaran,
direkt am Straßenrand türmen sich Obst und Gemüse. Ein paradiesisches Angebot,
denn auf dieser Insel wächst einfach alles. Wir fahren nach Westen und kommen in
den bekannten Badeort Kuta. Noch liegt die Straße verlassen da, aber in wenigen
Stunden quetschen Käufer und Verkäufer durch die zahllosen Boutiquen mit ihren T-
Shirts, Sarongs und Souvenirs. Wie eine Front aus Beton versperren die großen
Hotels den Blick aufs Meer, erst bei Legian werden die Gebäude kleiner und wir
können den Indischen Ozean sehen. Kleine Wellen rollen auf den Strand, der sich in
einem großen Bogen an der südliche Küste entlang zieht. Feinster Sand und
niemand zu sehen. Perfekte Idylle, aber Jimmy treibt uns an: „wir müssen Tanah Lot
im ersten Licht sehen.“ Dieser Tempel gehört zu den begehrten Sehenswürdigkeiten
Balis. Atemberaubend schön am Meer gelegen und besonders zum Sonnenuntergang
wimmelt es hier vor Besuchern. Der gelbrote Himmel lässt die Strukturen des Tempels noch geheimnisvoller erscheinen und dann klicken die
Kameras. Millionen von Fotos muss es von Tanah Lot geben. Jedoch am Morgen
herrscht eine so große Stille, dass man das Schlagen der Wellen gegen die Felsen
hört.BALI-O_1
Mit der Sonne wird es wärmer und in der Lederkleidung ist es viel zu heiß. Nun
kommen die T-Shirts mit dem Harley-Davidson-Emblem zum Vorschein, am
Handgelenk und um den Hals trägt Jimmy die passenden Ketten:„ das ganze Outfit
habe ich von meinem Sohn geliehen“, meint er. Wenn schon, denn schon… .
Vom Meer geht es nun ins Landesinnere, nach Kerambitan, vorbei an vielen
Reisfeldern und Entenscharen, die im Schlamm wühlen. Rai Girigunadhi, ein
Königssohn aus der Dynastie von Tabanan erwartet uns. Neugierig betreten wir
seinen Palast Puri Anyar. Schwere, reich verzierte Möbel aus dunklem Holz stehen
in den Pavillons, vergoldete Kronleuchter hängen von der Decke, der Blick fällt auf
einen gewaltigen bunt bemalten Göttervogel Garuda, auf Masken und Skulpturen
von Dämonen. Eingerahmt von blühenden Bougainvilleas, Oleander und Frangipani-
Büschen. Hier wurde der Nachkomme aus der Dynastie von Tabanan geboren und
noch heute lebt er in dieser Anlage aus 32 Kampongs, zusammen mit seinen fünf
Brüdern, ihren Familien und vierzig Angestellten. „Fremde Besucher zu empfangen“
erzählt Rai Girigunadhi, sei zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden.
Andernfalls hätten sie den Palast schon lange aufgeben müssen.
Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde Bali von Königen und Fürsten regiert, doch mit der
Einführung der Republik Indonesien büsste der Adel seine politische Macht ein.
Dann mussten mit der Landreform 1970 die Ländereien abgegeben werden und
auch der Palast Anyar verlor das meiste seiner vierhundert Hektar Reisfelder. Um
zu überleben, sind heute Teile des königlichen Anwesens für Empfänge und
Dinnerpartys geöffnet, selbst die Nacht kann man inmitten balinesischer Tradition
verbringen.
Es geht weiter nach Norden und nun lässt das Cruisen mit einer Harley genießen.
Aus dem hektischen Verkehr sind vereinzelte Autos geworden, ganz entspannt fällt
der Blick auf Reisterrassen und Gemüsefelder. Die Straße wird kurviger und nun
zeigen sich die Umrisse der Vulkane, die als zentrales Gebirge die gesamte Insel
durchziehen. Mit der Höhe wird es kühler und die Vegetation ändert sich, zu den
Reisfeldern gesellen sich Tabakblätter, Vanille- und blühende Kaffeesträucher. Auch
das Gelände von Sanda Butik Villas war eine Kaffeeplantage und die Besitzer Ted
und Lillen Kruuse-Jensen haben diesen Charakter erhalten. Ganz im Kolonialstil
wurde das Haupthaus gebaut, ein nach allen Seiten offenes Restaurant. Die meisten
Zutaten für die Menüs kommen aus dem Garten wie Mango, Ananas, Papaya,
Bananen und grüner Spargel. Selbst Kakao wird auf Sanda geerntet und natürlich
gibt es den hauseigenen Kaffee. Ganz unbalinesisch kann ich dem „Bombay Curry“
nicht widerstehen. Dann bläst David zum Aufbruch. Er möchte diese einsame Straße
mit ihren lang gezogenen Kurven genießen, mal kurze Sprints einlegen, um die Kraft
der Maschine zu testen. Bei Pupuan liegt der Geruch von Nelken in der Landschaft,
über und über sind die Hügel mit Nelkenstauden bedeckt. Sie sind ein wichtiger
Bestandteil der indonesischen Nationalzigarette Kretek, ein eigenwillig süßlich-
würziger Glimmstengel. Wir fahren weiter nach Norden, durch zauberhafte
Ortschaften mit dick blühenden Bougainvilleas, vorbei an den Vulkanen, die hier gut
2000 Meter hoch sind und erreichen am späten Nachmittag die Lavastrände von
Nordbali.
Lovina ist einer der bekannten Badeorte, doch das Geschäft mit dem
Tourismus wird im Süden gemacht. Dabei war Singaraja bis zur Unabhängigkeit
Indonesiens 1948 die Hauptstadt Bali und der intellektuelle Jetset der dreißiger Jahre
des letzten Jahrhunderts, darunter die Wiener Schriftstellerin Vicki Baum ging im
alten Hafen von Singaraja von Bord. Wir biegen vor der Stadt ab und cruisen durch
einen Urwald aus Bayanbäumen, Kokospalmen und Bananenstauden. Zum
Sonnenuntergang stehen wir auf der Terrasse von Damai Villas. Am Horizont
schimmern die dunklen Umrisse der Vulkane von der Nachbarinsel Java und der
Ozean ist nur mehr ein graublauer Streifen. Noch steht die Sonne als gelbroter Ball
am Himmel, dann verschwindet sie hinter dem Dschungel und ertrinkt wenig später
im Meer. Ein leichter Wind erreicht die Terrasse. Ein tropischer Abend bei Bintang-
Bier und gegrilltem Fisch. Bis tief in die Nacht sitzen wir hier, rauchen Sumatra-
Zigarren und lauschen den Fröschen, Grillen und Geckos. Ein „seidenweiches“ Bali
hüllt uns ein. Der nächste Morgen bringt wieder lustvolles Motorradfahren. Von
Damai geht es in vielen Kurven, durch einen dichten Wald aus Banyanbäumen, in
die Vulkanregion des Bratan-Sees. Diese Straße ist die Hauptverbindung in den
Süden und unzählige Lastwagen quälen sich die engen Windungen zum Pass
hinauf. An den Straßenrändern sitzen kleine graue Affen und schauen dem Verkehr
eher gelangweilt zu.
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Auf 1200 Meter Höhe liegt der Ort Bedugul, am südlichen Ende
des Bratan-Sees. Obwohl der Tempel Ulun Danau Bratan zu den wichtigsten
Tempeln Balis gehört und viele Besucher anzieht, hat der Markt wenig von seinem
dörflichen Ambiente verloren. Einer der wenigen, die nicht mit kitschigen T-Shirts
und Sarongs in allen Farben überschwemmt ist, sondern wo sich Vanille, Nelken,
Curry, Chili, Safran, Ingwerwurzeln stapeln, kleine Pyramiden aus den süßen
Minibananen, aromatischen Mangostanen, Passionsfrüchten und den
schlangenhautähnlichen Salaks aufgebaut sind. Berühmt ist der Markt von Bedugul
für seine Blumen und ganz besonders für Orchideen. Sie lieben das kühlere Klima in
den Bergen und werden hier in unglaublichen Blütenformen gezüchtet. In dieser
Region liegt auch die Hotelanlage von Bagus Jati, halbe Stunde nördlich von Ubud.
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Ein heiliger Ort, denn der erste Hindumönch, der von Java nach Bali kam, soll hier
den ersten Tempel gebaut haben. Auch die Felsenquelle, die über viele Stufen zu
erreichen ist, ist heilig. Ein mystischer Ort, inmitten moosbewachsener Steine stürzt
das Wasser in einen kleinen See. Am Rand steht ein kleiner Tempel, mit Blumen
geschmückt und aus einer Opfergabe steigen kleine Rauchschwaden empor. Von
Bagus Jati ist es nur eine halbe Stunde nach Kintamani, das einen traumhaften Blick
auf den Batur-See und den Vulkan Batur bietet. Die Vulkane gelten als heilige Orte,
denn sie sind die Wohnsitze der Götter und „ihr Zorn“ hat schon fürchterliche
Explosionen ausgelöst. Bei klarem Wetter kann man die kleinen Rauchfahnen sehen,
die ständig aus den Erdlöchern austreten. Weiter nach Süden treffen wir auf den
höchsten Vulkan, den Agung mit 3142 Metern, der als heiligster Berg Balis gilt. Ein
klassisch schöner Kegel, während der Batur mit seinem häufigen Speien von Lava
und feuriger Asche schon viel Felsmasse eingebüßt hat. Doch die Gipfel sind nur für
wenige Minuten zu sehen, immer neue Wolken ziehen heran und setzen ihnen
dunstige Mützen auf. Es geht weiter nach Osten und bei Candi Dasa sind wir am
Meer angelangt. Ein heftiger Abendwind hat das Wasser mächtig aufgewühlt und die
Brandung donnert gegen den Strand. Viel Salz liegt in der Luft und vermischt sich mit
den Abgasen des Feierabendverkehrs. Vor uns stauen sich die Busse und Lastwagen,
denn eine Zeremonie zieht zu einem Tempel. Gut hundert Menschen laufen auf der Straße,
graziös tragen die Frauen die Opfergaben auf den Kopf. Ein Fest von Farbe und Harmonie.
Bei dem Dorf Manggis biegen wir zum Hotel Alila ein.
Ich bin froh, endlich von der Harley absteigen zu können, freue mich auf die Dusche
und ein Abendessen am Strand. Motorrad fahren macht müde, selbst als Sozius.
Aber es ist ein intensives Erleben dieser Insel, denn man lernt sie mit der Nase
kennen. Da ist Bali mit seinen zahllosen Blumen und Blüten eine aufregende
Erfahrung.
Dagmar Kluthe
Erschienen in
Neue Presse
© Fotos Dagmar Kluthe
  1. die Harleys (1450cc) waren Dyna Glide Super, Softail Night Train, Softail Standard und Heritage Softail. Vermietung bei Pt. Dewata Harley Davidson, Jl. Ba Pass Ngurah Rai no.120, e-mail: hdbali@indosat.net.id Tel 0062 361 764 272, Fax 0061 361 764 273
  2. Anreise:
  3. Flug mit Singapore Airlines von Frankfurt über Singapur nach Denpasar. Es gibt täglich zwei Flüge nach Singapur und vier Flüge von Singapur nach Denpasar. www.singaporeair.com
  4. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt sieben Stunden
  5. Hotels:
  6. The Ritz-Carlton, Jl Karang Mas Sejahtera in Jimbaran, e-mail:ritzbc@indosat.net.id, www.ritzcarlton.com
  7. Sanda Butik Villas, e-mail: info@sandavillas.com, www.sandavillas.com
  8. Damai Lovina Villas www.damai.com, e-mail: gm@damai.com
  9. Ressort Bagus Jati: mit vegetarischem Essen, Entgiftungskuren, Yoga und Pilates wird ein komplettes Health-Konzept angeboten www.Bagusjati.com, e-mail:info@bagusjati.com
  10. Hotel Alila Manggis, www.alilahotels.com, e-mail: manggis@alilahotels.com
  11. Matangi Tours organisiert den Besuch des Anyar-Palastes
  12. www.traditionalbalitours.com, e-mail : matangi@idola.net.id

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